„Die Zukunft der Therapie- und Pflegeberufe in Zeiten des Fachkräftemangels“ – so lautete der Titel einer Veranstaltung, in deren Rahmen heute NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die medicoreha an der Preußenstraße in Neuss besucht hat. Neben hochrangigen Vertretern aus der Gesundheitsbranche waren rund 100 Physio-, Ergotherapie- und Pflegeschülern zur medicoreha gekommen, um sich mit dem Gesundheitsminister auszutauschen.

Für die Schüler hatte Laumann, der ein leidenschaftliches Plädoyer für die Therapie- und Pflegeberufe hielt, einige gute Botschaften im Gepäck. Er forderte bessere Gehälter für Therapeuten. Während andere medizinische Berufsgruppen wie Ärzte oder Apotheker kostenlos an der Uni studieren könnten, müssten Therapeuten Schulgeld für ihre Ausbildung bezahlen. Inzwischen ist ein erster Schritt getan: seit September 2018 erstattet das Land Physio- und Ergotherapeuten 70 % des Schulgelds.

In seinem Vortrag erklärte Minister Laumann: „Mit dem Einstieg in die Schulgeldfreiheit haben wir die Ausbildung in den Gesundheitsberufen für junge Menschen deutlich attraktiver gemacht. Die finanzielle Entlastung ermöglicht einen erleichterten Zugang zu den Ausbildungen für alle. Ich hoffe, dass wir dadurch dem Fachkräftemangel in diesen Berufen deutlich entgegenwirken. Mir ist aber auch wichtig, dass das Schulgeld vollständig und bundesweit abgeschafft wird. Damit in allen Bundesländern mehr interessierte Personen eine Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf beginnen können.“

Im Anschluss an seinen Vortrag diskutierte Laumann mit Dr. Dieter Welsink (geschäftsführender Gesellschafter medicoreha), Andrea Albrecht (Pflegedirektorin Lukaskrankenhaus Neuss) und Stefan Schüller (Physiotherapie-Schüler medicoreha Welsink Akademie). Für Welsink, selbst gelernter Physiotherapeut, ist der Fachkräftemangel aus Arbeitgebersicht längst zu einer schwierigen Herausforderung herangewachsen. Gesundheitsunternehmen sähen sich vermehrt mit personellen Versorgungsengpässen konfrontiert und benötigten häufig fünf bis sechs Monate, um eine vakante Stelle adäquat zu besetzen. Laut Statistischem Bundesamt sind die Schüler- und Absolventenzahlen in der Physiotherapie seit 2005 rückläufig. „Übergeordnetes Ziel muss es daher sein, mehr Nachwuchs in den Gesundheitsfachberufen wie in der Physio- oder Ergotherapie zu generieren“, sagte Welsink. Stefan Schüller schilderte die Schwierigkeiten, die mit der Kostensituation für Physiotherapie-Schüler einhergehen.

In der Pflege ist die Situation ebenfalls schwierig. „Gern würden wir mehr ausbilden. Die Qualitätsanforderungen für die Pädagogen an den Pflegeschulen sind ja entschärft worden, das ist gut so. Leider hat sich das Bildungsniveau und die Anzahl der Bewerber in den vergangenen Jahren verringert: Uns fehlen die geeigneten Interessenten”, erklärte Andrea Albrecht vom Lukaskrankenhaus in Neuss, die vergangene Woche in Berlin zur Pflegemanagerin des Jahres gewählt wurde.

Für die angehenden Schülerinnen und Schüler aus dem Gesundheitsbereich gibt es jedoch auch eine gute Nachricht: Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sind und bleiben auch in Zukunft herausragend.